Regenwasserbewirtschaftung neu überdenken
In der Vergangenheit ging es in erster Linie darum, Regenwasser von versiegelten Flächen möglichst schnell und vollständig über die öffentlichen Kanäle abzuleiten. Bis in den 90ziger Jahren erfolgte die Ableitung dieses vorwiegend mit den anfallenden Schmutzwässern gemeinsam in dem sogenannten „Mischwasserkanal“. Danach wurde bei Erschließungen zunehmend auch das sogenannte „Trennsystem“ angestrebt, d.h. nur die Schmutzwässer werden zur Kläranlage geleitet und das anfallender Regenwässer in einem separaten Kanal dem Gewässer zugeführt. Diese Möglichkeiten boten sich jedoch nicht in allen Gebieten unseres Verbandes.
Die zunehmende Bebauung von Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen und die in den letzten Jahren wiederkehrenden Starkniederschlagsereignisse haben dazu geführt, dass Kanäle immer größere Wassermengen aufnehmen müssen. Dabei kommt es zu Überlastungssituationen des Kanalsystems sowie einer zunehmenden Verschärfung von Hochwassersituationen in den Vorflutern. Solcherart „schnell“ abgeleitetes Regenwasser wird dem natürlichen Wasserkreislauf entzogen und steht damit für eine Grundwasserneubildung (z.B. Sicherung von Quellschüttungen) nicht mehr zur Verfügung.
Solche Probleme lassen sich insgesamt nur lösen, wenn ein Umdenken im Hinblick auf die Regenwasserableitung erfolgt. Man spricht hier von naturnahen Ableitungsmöglichkeiten. Dazu zählen z.B. die Versickerung möglichst am Entstehungsort, Regenwasser zurück zu halten und zu nutzen. Insbesondere bei der Planung von Neuerschließungen sollten und werden zukünftig solche Ansätze Berücksichtigung finden. Gerade Niederschlagswasser von Grundstücken, die überwiegend der Wohnnutzung dienen, also als unbelastet bzw. geringe belastet zu bewerten sind, sollten wenn möglich dem „natürlichen Wasserkreislauf“ zugeführt werden. Voraussetzung ist, dass es zu keiner Beeinträchtigung des „Wohl der Allgemeinheit“ kommt (d.h. eine Beeinträchtigung umliegender Grundstücke). Der Gedanke einer gezielten Regenwasserbewirtschaftung in Form von Dach- und Fassadenbegrünung, Brauchwassernutzung, Verdunstungsflächen, Versickerungsmulden, Rigolen oder auch die einfache Zisternenspeicherung sollte hier seine Anwendung finden.
Auch der Gesetzgeben befürwortet die Möglichkeiten einer „dezentralen Regenwasserbeseitigung“, wo es die örtlichen Bedingungen zulassen. Maßgebend ist dabei die Durchlässigkeit des Untergrundes, der Grundwasserstand und die Größe und Befestigungsart der Fläche. Es wird nicht überall möglich sein, Regenwasser am Ort der Entstehung zu verbringen. Aber ein zukünftiges Überdenken hinsichtlich alternativer Ableitungsmöglichkeiten sollte unser Ziel sein.
Der Abwasserzweckverband steht Ihnen hierzu gern beratend zur Verfügung.